mustern, 1995

Frauenkulturhaus
Kuratiert von Karin Görner
Frankfurt am Main



Was Christiana Protto mustert, auf ihren Streifzügen durch Wohnungen, Restaurants und die Kleinmarkthalle, ist nicht verloren. Ornamente aller Art, dem Alltag abgeschaut, werden in Kunst überführt.
Da hängen sie dann, die Karos der Wolldecken, Streifen von Teppichen und die floralen Verzierungen von Fliesen. (...)
Erst werden sie fotografiert (...). Eine Folge dieser 15 mal 20 Zentimeter messenden Täfelchen ist nun im Frankfurter Frauenkulturhaus zu sehen.

"Mustern" heißt die Ausstelllung, die die Reihe "Fotografie und andere Medien" eröffnet (...)
Hauptwerk der Protto-Werkschau ist eine Wandmalerei. Sie verdankt sich einem aufrollbaren Tapetenmuster mit Stilleben-Rapport: Weinflasche, Brotlaib, Käseschnitte, ein Rettich. Ein endloses "Vesperbild", das früher ("Tapete für Arme") deutsche Küchenwände zierte und heute irgendwie rührend wirkt. (...)
Die Strenge der Vorlagen und Schablonen verläßt Protto in ihren Handzeichnungen.

In ihren Tusche-Arbeiten geht sie zwar erneut aus von der Rigorosität der Industrietexturen, wandelt sie jedoch ab ins Abstrakte. (...)


Dorothee Baer-Bogenschütz,
Das Leben der Tapeten,
Frankfurter Rundschau,
29.03.1995

Christiana Protto